Ich beschloss in Alanya zu leben, ich wusste nicht für wie lange, aber ich machte mich auf und fuhr dorthin! Da ich alleine reiste, übte ich noch vorsorglich Reifen, Glühbirnen und Zündkerzen usw.
Ich beschloss in Alanya zu leben, ich wusste nicht für wie lange, aber ich machte mich auf und fuhr dorthin! Da ich alleine reiste, übte ich noch vorsorglich Reifen, Glühbirnen und Zündkerzen usw., bei meinem Civic Honda auszuwechseln. Ich plante meine Route nach Venedig, von wo aus ich das Fährschiff nach Izmir, Türkei um 21 Uhr am 27.April 1996 nehmen wollte. Als alles soweit vorbereitet war begann ich am 23. April meine abenteuerliche Reise nach Alanya. Die erste Nacht verbrachte ich nahe Dover, sodass ich am nächsten Morgen die Fähre nach Frankreich erreichen konnte.

Tag 1: Die Fähre brachte mich nach Frankreich und von nun an fuhr ich auf der ‘falschen’ Seite auf den Strassen in die Schweiz und nach Italien! Es war ein klarer Tag und am frühen Abend kam ich in Colmar, nahe der Schweizer Grenze an. Ich fand ein gemütliches Hotel wo ich ein gutes Abendessen mit Wein und einen erholsamen Schlaf genoss.

Tag 2: An diesem Tag steuerte ich den Garda See in Italien an, wo ich ein paar Tage verbringen wollte. Das war, glaube ich, der schönste Tag meiner ganzen Reise. Es war eine tolle Fahrt durch die wunderschönen Schweizer Berge nach Italien. Obwohl ich einmal falsch abbog, erreichte ich den Garda See am Nachmittag und fand ein malerisches Hotel für meinen kurzen Aufenthalt!

Tag 3: Jetzt nahm ich mir Zeit zum Entspannen und ein wenig die Gegend zu erkunden. Ich verbrachte den Tag mit einer Seerundfahrt auf der Fähre und fuhr dann mit der Seilbahn auf den Berg Malcesine. Das Wetter war grau und trübe, aber ich genoss die frische Luft.

Tag 4: Zeitige Abfahrt nach Venedig um den Fährhafen zu finden, wo ich mein Auto in der ‚Schlange’ abstellte und mich auf machte, um den Markusplatz und die Seufzerbrücke zu besichtigen, bevor ich eincheckte. Es warteten zu der Zeit bereits zahlreiche Autos. Glücklicherweise wurde mir bei der Prozedur von einem anderen Passagier geholfen. Die Bearbeitung war chaotisch, aber schließlich war ich dann wieder zurück bei meinem Auto und bereit auf die Fähre zu fahren. Nicht einfach!! Denn ich musste auf die vorderen Autos warten, bis deren Papierkram erledigt wurde, bevor es weiterging!!!
Endlich an Bord des Schiffes, mein Zuhause für die nächsten drei Tage. Nicht gerade ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff, aber ein ständiges Türkisches Fährschiff. Es war dem Preis der Tickets angemessen und mit allen Mahlzeiten inklusive. Die Getränke wurden extra berechnet und man mußte dazu ein Heft mit Gutscheinen im Büro des Zahlmeisters kaufen. Nach einer kurzen Verhandlung zwischen einem Steward und einem ‚Freund’ von mir, inklusive einem kurzen Gang zum Zahlmeister um Geld zu wechseln, hatte ich eine Kabine nur für mich alleine. Das war eine Freude, denn mein Ticket war eigentlich nur für einen Pullmansitz im Decksalon. Ich hätte mir nicht vorstellen können im Sitzen zu schlafen!

Tage 5/6: Schnell bekam ich Routine im Bordleben. Im Grunde war ich von ein paar Passagieren ‚adoptiert’ – meist Türken aus England oder Deutschland auf der Fahrt zu einen Besuch. Als feststand, dass ich der Besitzer des Hondas mit dem GB Nummernschild war, waren sie schnell am plaudern und kümmerten sich um mich. Ein Mann organisierte, daß ich bei jeder Mahlzeit begleitet wurde, so daß ich nicht mehr alleine essen musste. Da das Wetter schön war, verbrachte ich viel Zeit an Deck und las, wahrend wir an der Italienischen und Griechischen Küste entlang fuhren.
An den Abenden saß ich im Salon und las. Bei anderen Gästen war das Kartenspiel sehr beliebt. Ich fragte sie ob sie um Geld spielten, sie sagten ‚nein, um Drinks!’. Ich wurde immer zu den Drinkrunden eingeladen, obwohl ich nie Karten spielte.
Am zweiten Tag erzählte mir mein Essensbegleiter, dass wir bald durch den Kanal von Korinth fahren würden, welcher das Adrianische Meer mit dem Mittelmeer verbindet, oder genauer, den Golf von Patras mit dem Golf von Piräus, und er würde mir dann Bescheid geben. Wir gingen aufs Deck und schauten, während ein kleiner Schlepper uns durch die Wasserstrasse zog. Es war absolut bezaubernd! Es gibt dort keinen Platz zum Manövrieren, es paßt nur ein Fährschiff durch den engen Kanal mit seinen hohen Wänden und so ging mit Zentimeterabstand rechts und links durch die 6,3km lange Route. Ein Meisterstück der Technik!

Tag 7: Wir kamen nun in Izmir an und es war Zeit an Land zu gehen. Das war meine erste richtige Erfahrung mit der Türkischen Bürokratie! Es gab absolut kein System bei der Bearbeitung an der Einwanderungsbehörde und dem Zoll. Wenn ich nicht Hilfe von andern Reisenden bekommen hätte, glaube ich wäre ich wohl noch heute dort! Das Auto wurde abgestellt und ich mußte mit allen Papieren zur Bearbeitung in ein Büro. Ich bekam mein Touristenvisum und musste dann für mein Auto weiter in ein anderes Büro. Alles wurde in meinem Pass eingetragen – normalerweise bekommt man nur eine Bewilligung für das Auto für drei Monate aber ich bat um eine längere Frist und so wurden mir, ungern aber doch, 5 Monate genehmigt. Danach noch der Zoll und schließlich konnte ich den Hafen verlasen. Das alles dauerte Stunden!!
Da ich jedem erzählt hatte ich würde nach Alanya zu fahren, fanden sie einen ‚Führer’, da sie dachten ich würde es alleine nicht schaffen. Es gab noch einige Umbauarbeiten auf meiner geplanten Route, es wurde mir ein anderer Weg vorgeschlagen. Ich sollte einem Mann folgen (nicht einer meiner ‚Freunde’) der auf dem Weg nach Syrien war. Mir wurde versichert er würde mit seinem alten Mercedes langsam zu fahren, da ich ja nicht wusste, wo es langgeht. Überflüssig zu sagen, dass er fuhr wie ein Verrückter!!! Das war eine tolle Einführung in die Türkische Art des Fahrens! Ich folgte ihm so gut ich konnte, aber ich zweifelte immer mehr ob das eine gute Idee gewesen ist. Wir kamen nach Afyon und fanden ein Hotel – aber er sagte mir es gab nur noch ein freies Zimmer! Seine Frau verstand ihn nicht! Wie wäre es mit ein paar Drinks? Es genügt zu sagen, dass ich mich von meiner Begleitung getrennt habe und alleine aber mit meiner unangetasteten Ehre nach Alanya weiterfuhr!!

Tag 8: Ich erreichte Alanya am 1. Mai 1996 und parkte am Hafen und atmete erleichtert auf. Ich habe es ohne große Probleme geschafft. Ich dachte noch nicht daran wie sehr ich mit meinem ‚ausländischen’ Auto in Alanya auffallen würde! Aber das ist eine andere Geschichte!