Auf der Fahrt nach Alanya begann ich ein Gespräch mit einem jungen Mann. Er kam aus Istanbul, der größten Stadt in der Türkei, aber dennoch sah er sehr skandinavisch aus. Er erzählte mir er sei Student und mache eine Ausbildung zum Reiseleiter.
Auf der Fahrt nach Alanya begann ich ein Gespräch mit einem jungen Mann. Er kam aus Istanbul, der größten Stadt in der Türkei, aber dennoch sah er sehr skandinavisch aus. Er erzählte mir er sei Student und mache eine Ausbildung zum Reiseleiter.

Wir tauschten unsere Erfahrungen aus, sprachen über unsere Länder, über die Menschen und Kulturen. Er erzählte mir über die Türkei und seine faszinierende Geschichte. Wie auch immer, Schriftsteller wurden von der Regierung nicht immer gut angesehen.
Das wusste ich natürlich schon. Es gibt mehr als ein Beispiel von Schriftstellern, die im Exil leben mussten oder aber auch eingeschränkt wurden. Yasar Kemal, Fakir Baykurt, Nazim Hikmet – alle diese Autoren haben die Zustände in der Türkei kritisiert.

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Aber ich kam als Tourist nach Alanya um den fehlenden Sommer in Schweden nachzuholen. Ich fasse nun zusammen: 40 Grad im Schatten und ungefähr 50 in der Sonne!
Als der Bus durch die ungewohnte Landschaft fuhr trank ich Unmengen von Wasser. Baumwollfelder und Obststände gab es zu sehen. Die Felder waren kahl und trocken. Häuser, die nie fertig gebaut wurden waren vereinzelt hier und da zu sehen.
Ich wandte mich an den Schriftsteller in spe und fragte ihn, wie viele Menschen würden wirklich fähig sein die Bücher zu lesen, die er schreiben möchte. Plötzlich sah er nachdenklich und antwortete mir, dass es wohl nicht sehr viele sein würden.

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Im Kiosk neben dem Hotel wurde ich rasch mit dem Besitzer und seiner Familie bekannt.
Er erzählte mir er sei nicht lange zur Schule gegangen. Der Kiosk war ihre Schule. Sie lernten hier eine menge und nicht zuletzt auch Fremdsprachen. Viele Deutsche und Schweden kommen nach Alanya.
Unsere Unterhaltung war eine Mischung aus Englisch, Deutsch und Schwedisch und der Mann gab auch ein paar Beispiele aus seinem selbsterlernten Schwedisch.
’Hallo. Wie geht es dir? Vielen Dank. Willkommen zurück’...
Mehrere male wurde mir Apfeltee angeboten. Er war sehr warm, genau gesagt extrem heiß aber sehr schmackhaft. Ich nahm ihn immer dankend an. Ablehnen würde für sehr unhöflich gehalten werden.

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Von Malmø nach Alanya zu kommen war ein Schock. Nicht nur weil einem die Hitze fast umbringt – zumindestens bis man sich an sie gewöhnt hat.
Man überquert auch die Strasse mit dem Risiko sein Leben zu lassen. Die Autofahrer fahren am Limit und ihr Fuß ist unaufhörlich am Gaspedal. Die Touristen scheinen fliegende Füsse zu haben.
Der Lärm ist ohrenbetäubend untertags genauso wie in der Nacht. Ein Fahrlehrer könnte hier sehr reich werden. Nur wenige der Fahrzeuge haben einen Schalldämpfer und die Qualität der Autos ist sehr unterschiedlich. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung existiert möglicherweise aber vorrangig nur am Papier. Verkehrsampeln und Fußgängerübergänge sieht man selten.
Wie auch immer, die Menschen hier sind meistens freundlich und hilfsbereit – manchmal zu hilfsbereit! Für einen Schweden mag es zu viel sein, wenn ein Kellner, der vor dem Restaurant steht und versucht uns zu überzeugen in seinem Restaurant zu essen. Nicht zu erwähnen all die Verkäufer am Markt, die versuchen sich mit brüllen über die anderen bemerkbar zu machen.
— ’Bitte schön! Kaufen! Where do you come from’?
— ’Schweden’.
Ich werde mich auch nie an das ununterbrochene Handeln gewöhnen aber wenn man es nicht tut würde bedeuten mehr zu zahlen als notwendig wäre.

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An einen Abend nahmen wir am nach Hauseweg ein Taxi und der Fahrer war ein recht neugieriger Mann der uns auch fragte woher wir kommen.
Er schaute verwirrt als wir sagten wir sind aus Schweden.
Dann sagte ich ‚Skandinavien. Kennen Sie Dänemark, Norwegen, Schweden...Die Hauptstadt heißt Stockholm.’
-‚Welche Stadt liegt ihr am nächsten?’
-’Umeå’ sagte ich.
Plötzlich begann der Mann schwedisch zu sprechen. Es waren nur einige Worte aber bald wurde klar er war mit einer Schwedischen Frau die in Stockholm war verheiratet, wo sie nun auf ihr gemeinsames Baby wartet. Er lernte sie in Alanya als Tourist kennen und wartet nun auf die Einreisegenehmigung nach Schweden um bei seiner Familie sein zu können. Wie auch immer hat die Ausländerbehörde ihm noch nicht das so begehrte Papier genehmigt.
Er erzählte uns er wolle mit Computern oder etwas ähnliches arbeiten und da ich ihm seinen Traum nicht zerstören wollte sagte ich ihm nichts von der derzeitigen hohen Arbeitslosenrate in Schweden.

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Ein anderes Land zu entdecken macht viel Spaß. Es gibt sehr viele Unterschiede. Außerdem realisiert man wie wohlhabend wir in Schweden sind. Vor dem Hotel ging ein Mann und sein Sohn vorüber, einen Karren hinter sich herziehend. Beide waren schmutzig und schlecht gekleidet. Sie blieben neben einer Mülltonne stehen und begannen darin nach leeren Dosen zu suchen. Sie fanden viele, aber das ist vielleicht nicht ungewöhnlich wenn man die Tatsache in Betracht zieht, dass Touristen fast immer etwas trinken!
Ein Kind spielte in der Nähe mit leeren Pappschachteln. Die Kinder füllten Sand in die Schachteln und zogen es an einer Schnur umher. Das waren ihre einzigen Spielsachen.
Am Strand spielen und braten Schweden und andere Dollar Touristen in der Hitze.

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Die Nächte waren faszinierend. Ich saß am Balkon im fünften Stockwerk unseres Aparthotels und betrachtete die Stadt. Unter uns war der Pool wo wir uns abkühlten, wenn wir vom Meer genug hatten. Überall sah man Gebäude verbreitet – Hotels und normale Haeuser. Auf den Dächern waren Wassertanks, Solarsysteme und Fernsehantennen. Mehr als einmal ging wahrend des Abends das Licht in den Fenstern aus. Die Lichter flackerten und überall wurde es stockdunkel. Stromsperren sind ein Teil des täglichen Lebens. Die Stromversorgung kann die Nachfrage nicht bewältigen. Unsere vierjährige Tochter saß mit einer Taschenlampe in ihrer Hand bereit und sagte dass wohl bald ein Einbruch passiert.
Wie auch immer, etwas das wir gar nicht sahen war - Kriminalität. Die Polizeistreifen mit ihren schussbereiten Waffen, die sie aber nicht benötigten. Niemand schien betrunken oder gewalttätig zu sein. Vielleicht, weil fast alles davon bei der Hitze herausgeschwitzt wurde? .

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Wir verbrachten eine Woche in der Türkei. Wir hatten viele Erlebnisse und begannen uns an die Hitze zu gewöhnen. Dennoch sehnten wir uns am letzten Abend nach Schweden und normalen Temperaturen zurück. Wir gingen zeitig ins Bett, konnten aber nicht schlafen. Kurz nach Mitternacht mussten wir das Hotel für unseren Rückflug verlassen.
Als wir schließlich in Schweden zurück waren und aus dem Flugzeug stiegen, drehte sich meine Tochter zu ihrer Mutter um und sagte:
- ‚Der Wind ist kalt, Mama! Herrlich!’
In dieser Nacht lag sie in ihrem eigenen Bett enthusiastisch in ihre Hände klatschend, bevor sie einschlief. Sie musste nicht mehr länger an die Hitze denken. Die Türkei war weit, weit weg. Und irgendwo dort draußen, ist ein junger Mann, der davon träumt einmal ein Schriftsteller zu werden....